Berufsorientierung – ein spannendendes und gleichsam unübersichtliches Thema. Um Eltern und Schülern die Entscheidung zu erleichtern, legen der Landkreis Holzminden, der Kreis Höxter und das Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter zum zweiten Mal das erfolgreiche Format des länderübergreifenden Tages der offenen Betriebstür am 23. März 2019 auf.
Bei dieser Veranstaltung haben Eltern und Schüler die Möglichkeit an einem Samstagvormittag in einem Unternehmen der Region Betriebsluft zu schnuppern. Teilnehmen können Schüler der 8. Klassen der Partnerschulen des Kreises Höxter sowie die 8., 9. und 10. Klassen von Partnerschulen aus dem Landkreis Holzminden. Die Jugendlichen und ihre Eltern können sich noch bis zum 31.01.2019 im Onlineportal anmelden. Weitere Informationen und Anmeldung zur Veranstaltung unter www.weserallianz.de.
Inwiefern kann der Tag der offenen Betriebstür bei der Berufsfindung unterstützen? Was ist das Besondere an dieser Veranstaltung? Dazu haben wir zwei Schüler der Sekundarschule Höxter und einen Vater befragt, die im letzten Jahr dabei waren.
Als Elternteil spielen Sie eine sehr wichtige Rolle bei der Berufsfindung Ihrer Kinder. Es ist heutzutage nicht leicht, sich bei den zahlreichen Angeboten zurecht zu finden. Fühlen Sie sich über die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten ausreichend informiert?
Wolfgang Quest.: „Ich bekomme natürlich viel von dem mit, was in der Schule zu diesem Thema gemacht wird und informiere mich, z. B. mithilfe von Broschüren der Arbeitsagentur. Viele neue Möglichkeiten oder die „ungewöhnlicheren“ Wege ins Berufsleben sind mir noch unbekannt. Da hat sich in den letzten Jahren ja viel verändert. Mein älterer Sohn, der schon im Beruf steht, kennt sich da gut aus, der ist für meinen jüngeren Sohn ein gutes Vorbild. Aus meiner eigenen Berufslaufbahn kenne ich selbst vor allem die klassischen Ausbildungs- und Karrierewege.“
Hat Ihnen der „Tag der offenen Betriebstür“ dabei geholfen, sich zu orientieren? Fühlen Sie sich in ihrer Rolle als Unterstützer ihres Kindes gestärkt?
Wolfgang Quest.: „Ich habe den Tag als allgemeines Reinschnuppern in bestimmte Berufsgruppen erlebt. Wir waren bei der Firma Beineke, die verschiedene technische und kaufmännische Berufe vorgestellt hat. Darauf kann ich mich jetzt in den Gesprächen mit meinem Sohn immer gut beziehen, als praktisches Beispiel, sozusagen. Ich kann z. B. sagen: „Erinnerst du dich noch an den Azubi bei Beineke; was der gemacht hat, war eher technisch, usw.“ Da haben wir viele gute Anknüpfungspunkte für unsere Gespräche.“
Beim „Tag der offenen Betriebstür“ geht es darum, einen Beruf praktisch kennenzulernen und sich über Karrieremöglichkeiten zu informieren. Wie haben Sie das persönlich erlebt? Was war daran gut?
Wolfgang Quest.: „Besonders gut hat mit gefallen, wie viel Mühe sich der Betrieb gegeben hat und wie gut man auf uns vorbereitet war. Da waren Mitarbeiter, die ihren freien Samstag geopfert und sich Zeit für unsere Fragen genommen haben. Sie sind auch sehr auf die jungen Leute eingegangen, z. B. waren Azubis da und haben ihre Arbeit vorgestellt. Man hat gemerkt, dass sie den potenziellen Nachwuchs begeistern wollen. Für mich persönlich war der Betrieb auch interessant. Ich konnte mir die Autos und Fahrzeuge in Ruhe anschauen.“
Würden Sie den „Tag der offenen Betriebstür“ anderen Eltern weiterempfehlen, um ihre Kinder bei der Berufsfindung zu unterstützen?
Wolfgang Quest: „Ja, vor allem wenn alle teilnehmenden Betriebe so gut vorbereitet sind wie der, den wir erkundet haben. Insgesamt muss ich sagen, war es eine runde und kurzweilige Veranstaltung und ein guter Grundstein für unsere anschließende Beschäftigung mit dem Thema zu Hause.“
Den richtigen Beruf zu finden, ist eine wichtige Entscheidung. Manche Schüler wissen genau, was sie machen wollen, andere sind noch unsicher. Manchmal hat man ein Bild von einem Beruf im Kopf, das nicht der Realität entspricht. Viele Handwerksberufe werden z.B. mit modernsten technischen Geräten ausgeführt. Hast du einen Überblick, was hinter einzelnen Berufen steckt?
Marcel Quest (15 Jahre): „Ich weiß z. B. dass man als Maurer körperlich fit sein sollte und als Erzieherin eine gute Menschenkenntnis braucht. Ich weiß auch, dass man für viele technische Berufe gut in Mathe sein muss. Aber einen Überblick über alle Berufe und Detailwissen habe ich nicht.“
Es ist von Vorteil, wenn man sich für einen Beruf entscheidet, der den persönlichen Talenten entspricht. Wenn man z.B. gut mit Zahlen umgehen kann, wäre eine Ausbildung in der Bank attraktiv. Wenn dich Technik interessiert, ist eine Ausbildung zum Industriemechaniker interessant. Weißt du bereits, welche Berufe deinen Talenten entsprechen?
Marcel Quest: „Ja, ich möchte gern im Büro arbeiten, weil mir der Umgang mit Computern Spaß macht, ich gut in Mathe bin und im Organisieren. In meiner Freizeit spiele ich natürlich Spiele am Computer, aber ich arbeite auch mit Programmen wie Excel oder Power Point. Mein Bruder arbeitet beim Finanzamt und hat mich einmal mitgenommen und mir seinen Arbeitsplatz gezeigt. Das hat mit gefallen. Mein Praktikum in der Kreisverwaltung hat mich auch in meinem Berufswunsch bestätigt.“
Am Tag der offenen Betriebstür hat man die Möglichkeit sich auszuprobieren und über den Tellerrand zu schauen, wie sind eure Erfahrungen damit?
Marcel Rikus (ebenfalls 15 Jahre und Schülersprecher): „Ich war bei der Firma Symrise in Holzminden. Das war spannend. Wir wurden von Azubis angeleitet. Ich durfte ein Parfüm und ein Getränk herstellen.“
Hat euch der Tag der offenen Betriebstür dabei geholfen zu entscheiden, in welche berufliche Richtung es euch ziehen wird? Wenn ja, in welche?
Marcel Quest: „Ich habe in das Berufsfeld Logistik reingeschnuppert. Es war interessant, aber ich habe gemerkt, dass es noch nicht das Richtige für mich ist. Durch die Praktika, die ich danach gemacht habe, habe ich jetzt meine Richtung gefunden. Ich möchte eine Ausbildung machen, mit der ich später im Büro arbeiten kann. Auf jeden Fall will ich in der Region bleiben, am liebsten in Höxter.“
Marcel Rikus: „Vorher hatte ich ehrlich gesagt gar keinen Plan aber jetzt weiß ich, dass Chemie und Naturwissenschaften mein Ding sind. Ich habe mich direkt um ein Praktikum bei Symrise beworben.
Ich möchte gern in der Region bleiben und kann mir auch eine andere Ausbildung vorstellen in der ich technisches oder naturwissenschaftliches Wissen mit Kreativität verbinde.“