Wenn es ein Wirtschaftsunwort des Jahres geben würde, wäre die Datenschutzgrundverordnung – kurz DSGVO sicher mit im Rennen. Die Datenschutzgrundverordnung ist eine Verordnung der EU, die den Umgang mit personenbezogenen Daten in Unternehmen und öffentlichen Stellen vereinheitlicht. Sinn und Zweck dieser Verordnung ist der Schutz persönlicher Daten. Dies ist zwar nicht neu und wurde bisher im Bundesdatenschutzgesetzt geregelt, jedoch drohen Unternehmen mit Inkrafttreten der DSGVO ab dem 25. Mai 2018 hohe Geldstrafen, wenn Sie z.B. die Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung im Unternehmen nicht rechtzeitig beginnen.
Doch was heißt das konkret für die Unternehmen? Diese Frage stellen sich dieser Tage viele Unternehmer. Aus diesem Grund hat das Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter in Kooperation mit dem Landkreis Holzminden, der Kreishandwerkerschaft Holzminden und Höxter-Warburg, sowie den Wirtschaftsvereinen Weserpulsar e.V. und der Wirtschaftsinititative im Kreis Höxter e.V. zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Mit rund 170 Teilnehmern auf dem Stiebel-Eltron Energy Campus in Holzminden war die Veranstaltung restlos ausgebucht und zeigt, dass das Innovationsnetzwerk mit der Themenwahl einen Nerv getroffen hat. Es waren jedoch nicht nur Teilnehmer aus Unternehmen in Höxter und Holzminden vertreten, sogar aus Nieheim, Bodenwerder und Paderborn.
Um das Thema möglichst praxisnah zu gestalten und den teilnehmenden Unternehmen nützliche Tipps zu geben, waren die Vorträge ein Mix aus Theorie und Anwendungsbeispielen.
Kreishandwerksmeister Uwe Hinz eröffnete die Veranstaltung und machte deutlich, dass die Umsetzung der EU-DSGVO insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ebenso sperrig ist, wie die Aussprache dieser europäischen Verordnung.
Der Titel „Es ist 5 vor 12 – Die EU-Datenschutzgrundverordnung“ macht die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs in den Unternehmen deutlich. „Sie haben bereits den ersten Schritt gemacht, Sie sind auf dieser Veranstaltung und beschäftigen sich mit dem Thema und sind somit auf dem richtigen Weg“, beruhigte Daniel Spieker (InnovaKom GmbH, Paderborn) die Teilnehmer. Wichtig ist, sich als Unternehmen einen Plan zumachen, wie die EU-DSGVO umgesetzt werden kann und diesen Schritt für Schritt abzuarbeiten.
Wesentliche Neuerung ist die detaillierte Prozessdokumentation im Umgang mit personenbezogenen Daten. Unternehmen müssen technische und organisatorische Maßnahmen (TOM) zum Datenschutz einführen. Außerdem dürfen Daten nur zu bestimmten Zwecken verwendet und nur sparsam erhoben werden.
Wesentlich ist, dass die Prozesse und Verfahren, die bei der Erhebung von personenbezogenen Daten im Unternehmen ablaufen, dokumentiert und standardisiert werden, um diese Daten bestmöglich zu schützen. Dies kann entweder in einem Datenschutzhandbuch festgehalten oder mit einer speziellen Software gelöst werden.
Hendrik Orth (VG-ORTH GmbH & Co. KG, Stadtoldendorf) hat sich als Datenschutzkoordinator im Unternehmen schon früh auf den Weg gemacht die DSGVO umzusetzen. Er verdeutlichte das Vorgehen im Unternehmen sehr umsetzungsorientiert und praxisnah, in dem er den Prozess aus Sicht des Datenschutzkoordinators bei VG ORTH präsentierte.
Zum Abschluss präsentierte Geschäftsführer und Inhaber von Otto Künnecke Digital Solutions Carl-Otto Künnecke gemeinsam mit Christoph Richter und Andree Eisfelder aus ihrer betrieblichen Praxis und machten in diesem Zusammenhang auch deutlich, wie elementar IT-Sicherheit zum Schutz der Daten ist. „Nicht nur um die EU-DSGVO einzuhalten, sondern auch für das Image Ihres Unternehmens ist der verantwortungsvolle Umgang mit personenbezogenen Daten relevant. Das gilt nicht nur für Großkonzerne, wie Amazon und Facebook, die dieser Tage wegen mangelndem Datenschutz in der Presse auf sich aufmerksam machen“, erläutert Carl-Otto Künnecke.
Aufgrund des großen Zuspruchs möchte das Innovationsnetzwerk einen „IT-Stammtisch“ für regionale Unternehmen initiieren. Dieser Stammtisch soll IT-Verantwortlichen die Gelegenheit geben, sich auszutauschen, Know-How zu bündeln und sinnvolle Synergien zu nutzen. Interessierte Unternehmen können sich an das Innovationsnetzwerk wenden (www.weserallianz.de).